In diesem Projekt werden mit der Diskrete-Elemente-Methode (DEM)
Bruchvorgänge in granularen Materialien bei hochdynamischer Stoßanregung und
die daraus resultierende Interaktion von Bruchvorgängen und Stoßwellenausbreitung
untersucht. In der DEM wird das granulare Material durch Verbinden von
Partikeln mit zerbrechbaren Kraftelementen modelliert. Mit diesem Ansatz lassen
sich die Festigkeits- und Versagenseigenschaften von Geomaterialien wie Gestein
oder Beton abbilden.
Im Vorgängerprojekt in der ersten Förderphase
wurden Kraftelemente verwendet, die lediglich in Normalenrichtung
der Relativverschiebung der Partikelschwerpunkte wirken und somit nur Zug- und
Druckbelastungen zulassen. Das Überschreiten einer zulässigen Belastung im
Kraftelement führt zu dessen Bruch und Entfernung aus der Simulation. Hier
wird zunächst untersucht, inwieweit sich die Simulation des Versagensverhaltens
granularer Festkörper weiter verbessern lässt, wenn die Bindungen der
Partikel zusätzlich um Steifigkeiten und Versagensmöglichkeiten auf Schub, Biegung
und Torsion erweitert werden.
Um das Verhalten des brechbaren Körpers unter Stoßanregung zu analysieren,
muss auch die Stoßwellenausbreitung in granularen Festkörpern mit der DEM darstellbar
sein. Insbesondere werden dazu zunächst der Einfluss der Diskretisierung
sowie die Auswirkungen der verschiedenartigen neu entwickelten Kraftelemente
auf die Stoßwellenausbreitung untersucht. Ebenfalls betrachtet werden
soll, wie sich Inhomogenitäten im Material auf die Stoßwelle auswirken, wobei
interessante Dispersionseffekte entstehen können. Inhomogenitäten können durch
Risse oder Brüche entstehen. Ebenfalls führen Einschlüsse größerer Partikel in einer
feineren Matrix, wie es bei Beton der Fall ist, zu Materialinhomogenitäten.
Da insbesondere die Darstellung von solchen Inhomogenitäten mit der DEM gut
möglich ist, werden auch im Zusammenspiel von Bruchvorgängen und Stoßwellen
Vorteile gegenüber Kontinuumsmethoden wie der Finiten-Elemente-Methode erwartet.
Insbesondere von Interesse ist in diesem Projekt, wie sich bereits vorhandene
Risse oder Vorschädigungen auf die Wellenausbreitung in der DEM auswirken.
Ziel ist somit die korrekte Abbildung der mesoskopischen Versagensmechanismen
unter hochdynamischer, mehrachsiger Beanspruchung in der Simulation. Hierbei
werden lange Simulationszeiten von mehren Sekunden bei mehreren 100.000 Partikelen
angestrebt.
In diesem Zusammenhang wird ebenfalls betrachtet, inwiefern Bruchvorgänge von Welleneffekten
abhängen. Möglicherweise werden Interferenzen Auswirkungen auf den Bruch haben.
Auch ist zu klären, ob und inwieweit Festigkeits- und Versagenseigenschaften von der Beanspruchungsgeschwindigkeit
abhängen. Die korrekte Abbildung der mesoskopischen
Versagensmechanismen unter hochdynamischer, mehrachsiger Beanspruchung in der Simulation
ist sicherzustellen.
Als Anwendungsbeispiel wird die Desintegration von Gestein oder Beton durch
Meißeln betrachtet.
Zur realitätsnahen externen Anregung der Bruchvorgänge und Stoßwellen im granularen Material soll
die DEM mit einem elastischen Mehrkörpersystem in einer Cosimulation
gekoppelt werden.
Damit ist es möglich die Dynamik einer anregenden Maschine zu simulieren.
Von besonderer Bedeutung ist,
dass die Energie der im Meißel laufenden Stoßwellen ins granulare Material übertragen
werden kann. Auch die Rückwirkung der Zertrümmerung des granularen
Materials auf den Meißel soll untersucht werden.